Die Pille. Ein heikles Thema. Aber heute wage ich mich ran und will ich über die Dinge sprechen, die ich gerne über die Pille gewusst hätte. Viele von uns nehmen sie ewig lange und fingen überhaupt erst damit an, weil sie mit Hautproblemen, starken Regelschmerzen oder hormonellen Beschwerden wie PCOS (Polyzystisches Ovar Syndrom) helfen sollte. Wirklich beheben tut die gute alte Pille besagte Probleme allerdings nicht. Sie geht den eigentlichen Ursachen besagter Probleme auch nicht auf den Grund. Viel eher schaltet sie die Symptome auf Ruhemodus. Kein Wunder also, dass viele Frauen, wenn sie die Pille im Erwachsenenalter absetzten, die unliebsamen Probleme aus Teenager Jahren wieder willkommen heißen dürfen. Ich selbst hab die Pille fast 10 Jahre genommen und würde mir im Nachhinein wünschen über potentielle Folgen und Begleiterscheinungen besser informiert worden zu sein. Grundsätzlich ist die Pille eine tolle Sache für uns Frauen und junge Mädchen – das steht außer Frage und der Grund dafür liegt auf der Hand. Dennoch meine ich, wissen wir zu wenig darüber oder werden zum Teil nicht sachlich genug informiert, um eine selbstbestimmte und gut informierte Entscheidung für oder gegen diese Form der Verhütung treffen zu können. Schließlich geht es nicht nur um Verhütung, sondern ebenso um unsere nachhaltige Gesundheit. Eine Studie in Schottland zeigte beispielsweise, dass fast ein Drittel der Frauen welche die Pille nehmen glauben, die Pille wirke weil sie die Spermien des Mannes abtöte.
Wie funktioniert die Pille also?
Im Grunde liefert uns die Pille Wirkstoffe die unsere wichtigen und natürlich vorkommenden Sexualhormone Östrogen und Progesteron nachahmen. Die Pille liefert besagte Hormone in ausreichender Dosis, so dass das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH) – zwei wesentliche Hormone des weiblichen Zyklus – in ihrer Arbeit unterbunden werden. FSH sorgt dafür die Entwicklung eines Follikels in den Eierstöcken zu stimulieren. Besagter Follikel hat das Potential ein Ei zu entwickeln, welches schließlich befruchtet werden kann. LH ist dann zuständig für den Eisprung und für die Produktion von Progesteron in der zweiten Zyklushälfte um eine Schwangerschaft zu fördern. Besagte Hormone werden aber wie gesagt unterbunden, dem Körper wird signalisiert das genügend Progesteron und Östrogen da sind, die Eierstöcke werden nicht stimuliert und die eigene Hormonproduktion stellt sich ein.
6 Dinge die ich gerne über die Pille gewusst hätte
#1 Man bekommt eine Periode, wenn man die Pille nimmt. Eine und nicht seine Periode allerdings. Denn die Blutung die wir bekommen, wenn wir die Pille nehmen ist eine Scheinblutung. Die wurde im Rahmen der Entwicklung der Pille eingebaut da Frauen es als verunsichernd empfanden gar keine Blutung zu bekommen. Das bedeutet aber nicht, dass unser Körper selbst auch noch Hormone und das sogar im richtigen Verhältnis produziert. Ganz im Gegenteil. Die Pille übermannt sozusagen das hauseigene Hormonsystem.
Die Blutung welche man während der Pille bekommt, ist keine Blutung die auf dem natürlichen Verhältnis von Östrogen und Progesteron basiert.
Persönlich meine ich einen natürlichen Prozess im Körper für so lange Zeit zu unterdrücken kann nicht sinnvoll sein. Vor allem aber ist unser Hormonhaushalt so delikat, dass ich nicht weiß wie schlau es ist jahrelang damit herum zu experimentieren. In erster Linie weil damit oft schon in einem Alter begonnen wird in welchem besagter Hormonhaushalt sowieso schon Einiges durchmacht.
#2 Leidet man unter Beschwerden wie PMS, Akne oder PCOS ist es nachvollziehbar schnell mal zur Pille zu greifen, wenn sie einem angeboten wird. Vor allem mit der Aussicht auf Symptom Freiheit. Im Grunde handelt es sich aber bei der Pille nur um ein Pflaster welches die Symptome in Zaum hält und die Ursache dieser hormonellen Beschwerden völlig ignoriert. Hier erstmal die individuelle Ausgangssituation genauer unter die Lupe zu nehmen lohnt sich. Ein stabiler Blutzuckerspiegel, das Verständnis zum eigenen Zyklus, eine gesunde und ausgewogene sowie nährstoffreiche Ernährungsweise oder ein gesunder Darm können im Bereich unserer Hormonbalance sehr viel erreichen.
#3 Die Pille kann unsere Darmgesundheit gewaltig in Mitleidenschaft ziehen. Es wird vermutet, dass die Pille wie ein Antibiotikum wirkt und über einen längeren Zeitraum hinweg die Darmflora beschädigt und zu einer Dysbalance der wertvollen Darmbakterien führt. Eine Dysbalance kann wiederum dazu führen, dass unliebsame Bewohner Überhand nehmen. Candida ist so ein unliebsamer Bewohner. Und ein Befall damit kann sich beispielsweise in ständiger Blasenentzündung, Pilzbefall, Hautunreinheiten, Gewichtszunahme, Heißhunger auf Zucker und geistiger Verwirrung äußern.
#4 Die Pille kann dazu führen, dass wir über die Jahre ziemliche Nährstoffmängel entwickeln. Vor allem die für unseren Hormonhaushalt so wertvollen B Vitamine, Vitamin C und Mineralstoffe wie Zink, Selen und Magnesium werden dann schnell mal Mangelware. Diese Defizite können unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ziemlich beeinträchtigen. Dazu gehört beispielsweise ein eingeschränktes Immunsystem oder eben hormonelle Dysbalancen. Die Versorgung des Körpers mit externem Östrogen durch die Pille erhöht beispielsweise die Produktion von Prostaglandin. Und das erhöht die Entzündungsherde in unserem Körper. B Vitamine werden an dieser Stelle aufgebraucht um entgegenzuwirken. Werden B Vitamine aber laufend dazu verwendet Entzündungsherden im Körper entgegenzuwirken, können die nun mal nicht mehr für etwas anderes verwendet werden. Darunter zum Beispiel die Fähigkeit unseren Darm zu pflegen, unseren Metabolismus aufrecht zu erhalten oder unser Nervensystem zu unterstützen.
#5 Hören wir auf die Pille zu nehmen, bedeutet das nicht, dass unser Zyklus sich sofort wiedereinstellt oder unser Hormonhaushalt in seinem Gleichgewicht ist. Das kann einige Zeit dauern. Vielen Frauen fällt es schwer nach dem Absetzen der Pille direkt schwanger zu werden. Es kann einige Monate dauern bis sich das Ganze wieder einrenkt oder das Ganze kann ein bisschen mehr Arbeit und Eigeninitiative erfordern. Vor allem der Fokus auf den eigenen Ernährungs- und Lebensstil kann hier wieder besonders wertvoll sein.
#6 Naja und dann kann die Pille auch noch die eigene Libido runterschrauben. Testosteron ist für unseren Sex Drive verantwortlich. Und die Pille veranlasst unseren Körper dazu mehr des Hormons SHBG (Sexualhormon bindendes Globulin) zu produzieren, welches sich an Testosteron bindet und es inaktiv werden lässt. No bueno für die Libido. Hört man dann auf die Pille zu nehmen, zeigt sich besagter Sex Drive plötzlich wieder. Nun bleibt während wir die Pille nehmen oftmals der Sex Drive aus und dann ist die Stimmung auch noch bescheiden. Östrogen steht in Verbindung mit unserem Glückshormon Serotonin. Wenn Östrogen gering ist (wie beispielsweise bei Pillen die hier eine geringe Dosis liefern), geht Serotonin und somit unsere Stimmung auch flöten. Und schon zeigen sie sich die unschönen Stimmungsschwankungen.
Was tun?
Sollte man darüber nachdenken die Pille abzusetzen, sind eine gesunde Ernährung und ein stressfreier Lebensstil sicherlich die beste Voraussetzung.
Neben der Information über alternative Verhütungsmethoden versteht sich – und davon gibt es einige sehr verlässliche by the way! Die Fertility Awareness Method (FAM) beispielsweise ist ein guter Anfang.
Persönlich habe ich mich nach dem Absetzen der Pille zum ersten Mal in meinem Leben wirklich mit meinem Zyklus beschäftigt und meinen Körper dadurch richtig gut kennengelernt. Ich fand das sehr faszinierend und bereichernd. Dieses Verständnis geht uns dank der bequemen Alternative aber immer mehr verloren. Und auch hier meine ich dürfen wir ruhig einen Schritt retour wagen und wieder etwas genauer hinschauen. So viel dazu.
Bevor man aber von heute auf morgen mit der Pille aufhört, sollte man die persönliche Situation abwägen und sich fragen warum die Pille überhaupt erst eingenommen wurde? Lagen keine hormonellen Beschwerden vor und die Pille wurde aus dem offensichtlichen Grund der Verhütung eingenommen, dann ist eine gesunde Ernährungsweise wohl die beste Basis um die Pille problemfrei abzusetzen. Neben der Beratung durch den Arzt versteht sich. Und an dieser Stelle empfehle ich einen Arzt der die Pille nicht als Allheilmittel ansieht und auch über Nebenwirkungen und Folgen einer langen Einnahme informiert, sprich am aktuellen Stand der Wissenschaft ist. Ansonsten würde ich den Arzt definitiv wechseln und jemanden finden der das Thema Hormone ganzheitlich betrachtet.
Litt man unter Beschwerden wie PCOS, Akne oder einer unregelmäßigen Blutung und nahm die Pille deswegen? Dann sollte man nicht von heute auf morgen mit der Pille aufhören, sondern erstmal diesen eigentlichen Problemen auf den Grund gehen. Und ich meine dabei sollte man sich gute 3 bis 6 Monate geben. Auch hier kann selbstverständlich ein guter Arzt behilflich sein.
Ob man die Pille nun direkt absetzt oder darauf hinarbeitet. Es schadet sicherlich nicht sich über einen guten B-Komplex sowie ein Probiotikum Gedanken zu machen und in erster Linie wertvolle Lebensmittel wie grünes Blattgemüse, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Sauerkraut, Leber, Kombucha und Co in die Ernährung einzubauen. Zink, Folsäure, Magnesium, B-Vitamine und wertvolle Bakterien aus diesen und weiteren Lebensmitteln sind essentiell um den durch die Pille ausgehungerten Nährstoffhaushalt aufzupäppeln und den Darm gut zu versorgen. Persönlich meine ich, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise ohne Industriezucker und Fertignahrung und mit wertvollen tierischen Fetten, Proteinen und komplexen Kohlenhydraten sowie jeder Menge buntem Gemüse die beste Basis für das Absetzen der Pille ist.
Das Thema zuckerfrei sollte vor allem bei all jenen die vor dem Einnehmen der Pille von PCOS betroffen waren nicht unterschätzt werden. Auch lohnt es sich, das Augenmerk auf die Leber zu richten und diese mit Bitterstoffen wie Chicorée sowie Löwenzahn zu unterstützen. Viele Frauen klagen über Akne, wenn sie die Pille absetzen und das kann durchaus mit eingeschränkten Entgiftungsprozessen zu tun haben. Kreuzblütler Gewächse wie Brokkoli oder Blumenkohl sowie auch Grüntee und Kurkuma oder Koriander sind hier besonders wertvoll. Gleiches gilt für Ballaststoffe. Unsere Verdauung und der damit einhergehende Eliminationsprozess sind essentiell für eine optimale Entgiftung.
Last but not least ist Stressmanagement wie in so vielen Dingen besonders wichtig. Stress kann unseren Hormonhaushalt stark durcheinanderbringen. Und der soll sich schließlich wieder einpendeln. Da können wir Stress nicht gut gebrauchen. Insofern lohnt es sich das Meditationskissen auszupacken oder die Natur des öfteren aufzusuchen.
Quellen u.a.:
- Objects of temporary contraception: an exploratory study of women’s perspectives in Karachi, Pakistan. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3733316/
- Study Finds The Birth Control Pill Has a Pretty Terrible Impact on Women’s Wellbeing. https://www.sciencealert.com/major-study-finds-the-pill-has-a-pretty-crap-impact-on-women-s-wellbeing
- Birth Control Pills Still Linked to Breast Cancer, Study Finds. https://www.nytimes.com/2017/12/06/health/birth-control-breast-cancer-hormones.html
- Inflammatory disease associated with oral contraceptive use. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6116934
- Smoking, use of oral contraceptives, and medical induction of remission were risk factors for relapse in Crohn’s disease.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10026312
- Ganz klar ersetzt dieser Artikel keinen Arztbesuch und sollte immer eine Arzt aufgesucht werden bevor ein Medikament abgesetzt wird oder ein Supplement ergänzt wird.