In letzter Zeit darf ich viele Gespräche rund um Ernährung führen. Und ich merke immer mehr wie “einfach” mein Ansatz zu Ernährung mittlerweile geworden ist und wie kompliziert Einfachheit aber heute für viele Menschen zu sein scheint. Es ist spannend. Heute gehe ich in den Supermarkt und kann aus 5 verschiedenen Apfelsorten wählen und muss mir überlegen welche Form der Milch ich nun kaufen soll: pflanzlich, tierisch, Kuh, Ziege, low fat, laktosefrei …. Dieses Überangebot verkomplizert so vieles und hinterlässt verwirrte Kunden. Und dabei soll uns unsere Ernährung doch einfach nur nähren. Und ich versteh die Verwirrung zu gut. Mittlweile aber bin ich klarer.
Mittlerweile bin ich nämlich großer Fan der traditionellen Ernährungsweise. Was das ist? Traditionelle Ernährung ist wie der Name schon sagt eine Ernährungsweise die sich an der Tradition orientiert. Also an dem was mal war und entsprechend auch sehr viel an der Natur. Für mich ist diese Art der Ernährung tatsächlich eine sehr einfache Ernährungsweise. Simple Zutaten die schon meine Oma gekannt hätte. Rezepte, die für sie selbstverständlich waren aber unsereins schon gar nicht mehr bekannt sind. Die traditionelle Ernährung involviert jedenfalls kein neuartiges Essen, das einen großartigen Werbespot braucht um gekauft zu werden. Keine Zutaten die als „gut“ oder „schlecht“ tituliert werden und keine Zutaten die endlos lange Verarbeitungsprozesse durchlaufen.
Es ist Essen, das halt einfach zu den eigenen Breitengraden passt und in denen wird nunmal die Kuh und nicht notwendigerweise die Mandel gemolken. Auch wenn die Mandel zu früheren Zeiten im deutschsprachigen Raum gewachsen ist und nicht per se “exotisch” für uns ist. Es ist auf jeden Fall eine Ernährung die heimische und saisonale Lebensmittel involviert. In erster Linie aber halt einfach Lebensmittel die naturbelassen sind. Tierische Produkte sind da genauso Teil des Ganzen wie Pflanzen und Nose to Tail in Sachen Fleisch zum Beispiel eine Selbstverständlichkeit. Ohne tierische Produkte, würde ich gefühlt mit dem was mir wirklich in meinen Breitengraden zur Verfügung steht, den Winter nicht so wahnsinnig gut durchkommen. Und ich finde alles in allem hat diese Art zu essen etwas sehr erdendes und nährendes. Traditionelle Ernährung ist also eine Ernährungsweise, welche tierische wie pflanzliche Produkte gleichermaßen einschließt, sich an der Tradition und den eigenen Breitengraden orientiert. Es ist eine Ernährungsweise die aus meiner Sicht sehr naturverbunden und auch nachhaltig ist. Ich kaufe beim Bauern direkt und komme ins Gespräch. Das ist für mich weitaus transparenter als selbst der Einkauf im großen Bio-Laden. Ich pflanze Gemüse selbst an, kaufe den Rest im Idealfall beim ausgewählten Bauern zu und sammle Kräuter aka die Superfoods der früheren Generationen.
Und I hear you: “Jetzt leben wir aber nicht mehr so wie früher”, werden viele Menschen sagen. Und ja, unsere Böden sind nicht mehr wirklich nährstoffreich und auch die Tierhaltung ist zum Großteil alles andere als ideal oder ethisch korrekt. Hinzukommt, dass wir nun mal sehr selten im Einklang mit der Natur leben und in einer an sich sehr “toxischen” sowie stressigen Welt daheim sind. Und genau deshalb finde ich dürfen wir alle mehr auf die Qualität unseres Essens und Lebensstils achten und uns darüber bewusst werden was Qualität in Sachen Ernährung denn eigentlich bedeutet. Ultimativ führt dieses Bewusstsein auch zu Nachhaltigkeit und wir stehen plötzlich im Hofladen von regenerativen Landwirtschaften die nährstoffreichen Mutterboden aufbauen, Artenvielfalt schätzen und Streuobstwiesen feiern anstatt Monokultur praktizieren. Betriebe die Kühen die Hörner lassen, auf Urrassen setzen, Produkte nach alten Rezepten herstellen und Kreislaufwirtschaft betreiben gibt es und sie liefern wertvolle Nahrungsmittel. Genauso gibt es Kleinbauern die Obst und Gemüse produzieren das weitaus nährstoffreicher ist als jenes vom Massenbetrieb oder Honig produzieren mit dem Erhalt der Wildbienen im Sinn und, und, und. All das tut gut, nährt und baut auf – uns wie auch die Welt rund um uns. Und nein, der in Plastik verpackte Tofu, der abgepackte Hummus mit zahlreichen Pflanzenölen, die Mandelmilch mit Guar Gum oder auch die leblose Haltbarmilch sowie die Margarine und Teebutter im grünen Alufolienmantel sind nicht nachhaltig für unsere Welt und auch nicht gesund für den einen Körper den wir haben – in my opinion.
Traditionelle Ernährung: ein Sinn für das große Ganze, das Streben nach dem wies früher mal war und im Rahmen von kleinen Betrieben definitiv wieder sein kann. Es braucht aber gar kein weiteres Label wie ich finde. Es ist aus meiner Sicht ein einfacher Zugang zu Nahrung ohne viel fancyschmancy SchnickSchnack und 5 verschiedene Wege Milch zu kaufen. 😉
Und apropo Tradition. Früher wurde Getreide noch ganz anders zubereitet als heute. Heute wird es mehr oder minder nämlich gar nicht zubereitet. Man stelle sich das kleine Getreidekorn vor. Das hat das ulitmative Ziel eine große Pflanze zu werden. Genau deshalb trägt es einen Schutzmantel, auch Phytinsäure genannt. Ein Mantel der Tieren Verdauungsbeschwerden verpasst, wenn sie es in Massen konsumieren würden. Tiere wissen in der Regel instinktiv darüber Bescheid. Der Mensch hingegen geht hin und konsumiert das Korn samt Schutzmantel und wundert sich dann über Verdauungsbeschwerden. Und das obwohl er dem Korn dieses Mäntelchen leicht ausziehen könnte. Indem er das Korn nämlich einweicht, säuert, keimen lässt und röstet. Genau dann hat man nämlich mehr Zugang zu all den Nährstoffen des Korns und das Ganze tut der Verdauung sogar gut. Wie ich finde, ist das eine der vielen sehr wertvollen Erkenntnisse, wenn es um traditionelle Ernährung geht. Getreide, Hülsenfrüchte und auch Nüsse (für sie alle gilt das gleiche Prinzip) korrekt zuzubereiten ist immer schon so gemacht worden.
Bei Hafer ist es übrigens besonders wertvoll darüber Bescheid zu wissen. Hafer wächst nämlich im Spelz und speziell beim Hafer braucht es Hitze um den Spelz zu entfernen. Hitze und Getreide bedeutet es ist nicht mehr keimfähig und nicht mehr ganz so lebendig und nährstoffreich und auch nicht mehr so enzymreich, was für unsere Verdauung aber wertvoll wäre. Nackhafer wäre übrigens hier eine wertvolle Alternative. Der ist nackig – wächst also ohne Spelz! Aber zurück zu dem Hafer der überall zu finden ist … Haferflocken sind ja Teil eines fast jeden Frühstückstisches. Haferflocken, welche wir im Laden kaufen können, sind aber in der Regel tatsächlich recht nährstofflos und dank langer Lagerung auch gern mal ranzig. Der nicht korrekt vorbereitete Hafer wurde bei Haferflocken also schon mal erhitzt um entspeltzt zu werden, für die Flocken dann in weiterer Folge auch gequetscht und das Ganze dann noch weiter erhitzt zwecks der Haltbarkeit. Nährstoffe finden wir darin nicht mehr viele. Jetzt hat Hafer generell auch ein besonders starkes Schutzmäntelchen an. Das macht die Sache also zusätzlich suboptimal weil kaum so einem Haferprodukt da draußen eine korrekte Zubereitung voranging. Bei Hafer müsste man tatsächlich das Korn recht lange einweichen um mehr Zugang zu den Nährstoffen zu bekommen und die sogenannte Phytinsäure abzubauen. Würde ich persönlich also die gängigen Haferflocken aus dem Bio-Laden konsumieren? Nicht mehr, nein. Würde ich mir das ganze Haferkorn für einen Auflauf oder dergleichen zulegen? Ja, aber dann würde ich es seeeeeehr lange einweichen und säuern bevor ich es konsumieren würde. Würde ich Hafermilch trinken? Nope. Gekaufte, abgepackte und elendslang haltbare Hafermilch ist ähnlich leblos wie die gekauften und elendslang gelagerten Haferflocken und enthält meist zahlreiche Zusatzstoffe. Hafermilch aus Nackhafer lässt sich aber gut selbst machen und da wird das Korn zuvor auch eingeweicht – was optimal ist. Soll man jetzt nie mehr Haferflocken essen? Ich denke wir dürfen uns wertvolles traditionelles Wissen aneignen ohne uns verrückt zu machen. Würde ich viel Haferflocken essen, würde ich mir eine Flockenquetsche zulegen und Nackthafer frisch flocken (und ihn frisch verzehren weil sonst reagiert er schnell mit Sauerstoff), die Flocken dann über Nacht einweichen und dann zu Porridge zum Beispiel verarbeiten oder die frisch geflockten Flocken direkt in ein Granola packen und im Ofen rösten. Es gibt am Markt mittlerweile sogar gekeimte Haferflocken die nie erhitzt wurden. Das wäre auch noch eine feine Alternative.
Für mich zeigt diese Herangehensweise an Hafer oder Getreide generell auch wieder, dass Produkte die der Natur entspringen UND wenig Verarbeitungsprozesse durchlaufen haben, zu einer Ernährungsweise führen, die “einfach” ist. Damit meine ich nicht, es ist einfach so zu essen. Also, an sich schon. Aber in einer Zeit wie dieser wo wir den Supermarkt 24/7 samt all der vielen abgepackten Waren gewohnt sind, ist der Umstieg hin zum einfachen Lebensmittel oft ein Aufwand. Einer der sich lohnt und Bewusstsein schafft und uns in die Eigenverantwortung bringt, wie ich finde.
Vor kurzem hat jemand zu mir gesagt: Aber für dich ist das ja alles schon Routine! Ja, ist es. Heißt nicht, dass ich nicht auch den Weg gegangen bin und immer noch gehe. Ein Weg den jeder von uns gehen kann. Du auch.
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